museum-digitalbremen
STRG + Y
de
Deutsches Schifffahrtsmuseum - Leibniz-Institut für Maritime Geschichte (DSM) Geschirr Schalen [I/11185/17Pos.172]
https://digitaldepot.dsm.museum/iiif/iiif/2//263d5cab-3813-484d-92be-9a4c0ac5332c/full/full/0/default.jpg (Deutsches Schifffahrtsmuseum CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Deutsches Schifffahrtsmuseum (CC BY-NC-SA)
1 / 5 Vorheriges<- Nächstes->

Schüssel (Schale), Lloyd-Nummer 1a, Koscher, Norddeutscher Lloyd (NDL)

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Vor der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 stellte sich der Norddeutschen Lloyd (NDL) explizit auf die Speisegewohnheiten seiner jüdisch gläubigen Reisenden ein. Von großer Bedeutung waren für diese - und sind es auch heute noch - die jahrtausendealte Tradition von jüdischen Speisevorschriften („kaschrut“). Was verzehrt werden kann, ergibt sich aus den entsprechenden Vorschriften, der „Halacha“. Es existieren Regeln etwa zu Getränken, zu Fleisch, zu Fisch, zur Trennung von Fleisch und Milch und zur koscheren Küche selbst. Alle Lebensmittel und Zubereitungsweisen, die diesen Speisegesetzen entsprechen, werden als „koscher“ - zu übersetzen mit tauglich - bezeichnet und dürfen demzufolge verzehrt werden. Streng genommen muss nicht nur das Essen, sondern auch die Köchin oder der Koch und auch das Essgeschirr „koscher“ sein. So kann letzteres auch „nicht-koscher“ sein, wenn es unrichtig genutzt wird.
Um den jüdischen Reisenden auf den Schiffen des NDL die Unterscheidung von „koscheren“ und „nicht-koscheren“ Speisen zu ermöglichen, wurde diese in spezifisch gekennzeichneten Gefäße in den Speisesälen serviert. Die Sammlung des DSM verwahrt aus diesem Sortiment eine Servierschale (I/11185/17Pos.172), eine Servierplatte (I/05486/91) und eine Saucière (I/09587/02) - jeweils aus sog. Hotelsilber (Alpacca) -, in die das Wort »כּשר« geprägt ist. Alle drei Gefäße wurden Ende der 1920er Jahre explizit für den NDL hergestellt – das Emblem des Unternehmens befindet sich auf allen drei Geschirrteilen.
Nach 1933 wurde der NDL mit als einer der ersten Unternehmen der maritimen Wirtschaft im Sinne der nationalsozialistischen Politik gleichgeschaltet. Dies bedeutete in der Praxis, dass alles „Jüdische“ aus dem Betrieb gedrängt und verbannt wurde. Es ist davon auszugehen, dass zu diesem Zeitpunkt nicht nur das jüdische Bordpersonal entlassen, sondern auch die Serviergefäße für „koschere“ Speisen aussortiert wurden.
Interessant - insbesondere für die Provenienzforschung am Deutschen Schifffahrtsmuseum – wäre es herauszufinden, was danach mit den Gefäßen geschah. Bisher wissen wir nur, dass alle drei Speisebehältnisse über den Antiquitätenhandel bzw. aus Privatbesitz in die Sammlung gelangten. Festzuhalten ist jedoch, dass unterer anderem diese drei Gefäße zeigen, wie selbstverständlich jüdisches Leben und religiöse Vielfalt vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 in Deutschland war.

Autorin: Dr. Kathrin Kleibl

Beschriftung/Aufschrift

Oberseite:
Außenseite: Emblem des NDL mit "כּשר", koscher auf Hebräisch.
Unterseite: Marke: "Koch & Bergfeld |1928 | Bremen";
darunter: "1 A KB 25 GR".

Material/Technik

Hotelsilber, Alpacca vers. 25 g

Karte
Deutsches Schifffahrtsmuseum - Leibniz-Institut für Maritime Geschichte (DSM)

Objekt aus: Deutsches Schifffahrtsmuseum - Leibniz-Institut für Maritime Geschichte (DSM)

Über das Deutsche Schifffahrtsmuseum - Leibniz-Institut für Maritime Geschichte (DSM): Die wechselvolle Beziehung zwischen Mensch und Meer zu...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.