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Deutsches Schifffahrtsmuseum - Leibniz-Institut für Maritime Geschichte (DSM) "Bremer Kogge"

"Bremer Kogge"

Die „Bremer Kogge“ ist ein Schiffswrack aus Eichenholz und konnte durch die folgenden Untersuchungen auf das Jahr um 1380 datiert werden.
Insgesamt sind ca. 2.000 Einzelteile 1962 geborgen worden. Der gute Erhaltungszustand machte eine schnelle Bergung notwendig da die Gefahr bestand, dass die freigelegten Teile durch die starken Strömungen des Gezeitenwechsels dem Schiffskörper noch mehr Schaden zufügen konnte.

[ 21 Objekte ]

Bremer Kogge

Die „Bremer Kogge“ ist ein Schiffswrack aus Eichenholz aus dem 14. Jahrhundert. Bei Baggerarbeiten in der Weser wurde am 8. Oktober 1962 bei Bremen Rablinghausen ein Wrack entdeckt. Das Wrack wurde direkt nach dem Fund als Kogge identifiziert. Als Kogge wird ein mittelalterliches Handelsschiff bezeichnet. Die Bezeichnung Kogge entstammt mittelalterlichen Textquellen. Durch Untersuchungen konnte man die Kogge auf ca. 1380 datiert. Die Kogge war außergewöhnlich gut erhalten, musst aber schnell geborgen werden, bevor die Strömungen des Gezeitenwechsels dem brüchigen Schiffskörper noch mehr Schaden zufügen konnte. Es gab insgesamt 3 Bergungsaktionen. Bei der ersten Bergung vom 10. Oktober bis 20. Dezember 1962 handelte es sich um eine Notbergung. Die 2. Bergung vom 12. Juni bis 30. August 1963 war eine geplante Restbergung, bei der die im Flusssediment verbliebenen Hölzer gehoben wurden. Bei der 3. Bergungsaktion kam das Taucherglockenschiff CARL STRAAT zum Einsatz. Mit der Tauchglocke wurde vom 6. Juni bis 2. Juli 1965 der Weserboden im Fundbereich nach Wrackteilen abgesucht. Insgesamt wurden etwa 2000 Einzelteile geborgen, die dann in einem 7 Jahren dauernden Aufbau zu einen Schiff zusammengesetzt wurden. Um das Holz, welches über sechshundert Jahre im Wasser gelegen hatte vor dem Zerfall zu bewahren wurde bei mindestens 97° Luftfeuchte gearbeitet. Erst nach dem Aufbau konnte die Konservierung beginnen. Um den Zustand des nassen Holzes zu konservieren, wurde am Deutschen Schiffahrtmuseum ein zweistufiges Tränkverfahren in Polyethylenglykol entwickelt. 17 Jahre lag die Bremer Kogge in zwei unterschiedlichen Polyethylenglykol-Bädern. Seit 2000 ist die Bremer Kogge frei im Raum stehend in der Ausstellung des Deutschen Schiffahrtsmuseum zu sehen.

Gangspill

Als in den 1960er Jahren die "Bremer Kogge" aus der Weser geborgen wurde, fand man dieses Gangspill. Ein Spill ist eine drehbare Vorrichtung mit dem z.B. das Rahsegel in die jeweilige Windrichtung gedreht wurde. Bei einem Schiff in der Größe der Kogge ist dies nicht mehr mit Armkraft möglich. Das Gangspill erhöht die Kraft eines Seemannes um ein vielfaches. In die rechteckigen Löcher wurden Handspaken eingesteckt, um das Spill zu drehen. Das Windentau lief um den unteren Holzkegel.

Spitzhammer

Bei der Bergung in den 1960er Jahren wurde dieser Spitzhammer im Rumpf der „Bremer Kogge“ gefunden. Wie die weiteren Schiffszimmermannswerkzeuge die gefunden wurden, ist auch dieses Werkzeug ein Indiz für die Theorie, dass die Kogge bei ihrem Untergang noch nicht fertiggestellt war. Der Spitzhammer hat einen aus einem Stück geschmiedeten Kopf mit quadratischer Bahn und spitz zulaufender Finne. Vom ursprünglichen Holzstiel sind nur Reste im angeschweißten Schaftrohr erhalten geblieben.

Plankenstück der „Bremer Kogge“, mit PEG 200 konserviert

Eines von vielen Probehölzer, die vor der Konservierung der Bremer Kogge mit verschiedenen Konzentrationen Polyethylenglykol (PEG) behandelt wurden, um für die abschließende Konservierung der Kogge das beste Verfahren zu ermitteln. Diese Planke wurde nur mit PEG 200 mit niedrigem Molekulargewicht behandelt. Bewährt hat sich die erste Tränkung mit einem niedrigmolekularen PEG (PEG 200 oder 400) um auch ins Innere der Hölzer zu gelangen und einer abschließenden, mit einem hochmolekularen PEG (PEG 3000), für die oberflächennahen Teile.

Schiffszimmermannswerkzeug Meißel, Kalfateisen

Bei der Bergung der „Bremer Kogge“, nach dem Fund im Jahre 1962 wurde dieses meißelähnliche Gerät im Rumpf des Schiffes gefunden. Der Fund dieses Schiffzimmermannswerkzeugstützt die These des es sich um ein Schiff im Bau handelt. Das Werkzeug war auch als Kalfateisen zu gebrauchen. Der spitze Meißel zeigt am Kopf Schlagspuren, die wohl von einem Hammer stammen. Die abgewinkelte Spitze bringt Schlag- und Hebelkraft auch an schlecht zugängliche Stellen. Darüber hinaus, konnte man mit dem Gerät und seiner Hebelwirkung Kalfatklammern wieder lösen.

10 Nägel handgeschmiedet

Diese 10 handgeschmiedeten Nägel wurden, mit weiteren noch erhalten Nägeln, in den 1960er Jahren mit der „Bremer Kogge“ geborgen. Die Nägel, die aus dem 14. Jahrhundert stammen, hielten die Planken der Kogge zusammen. Die Oberseite der Köpfe ist mehrfach facettiert, die Unterseite flach und die Schäfte sind vierkantig ausgeschmiedet. Eindeutig sind auf den Nagelköpfen die Spuren des Schmiedehammers sichtbar. Alle Nassholzfunde der „Bremer Kogge“ wurden in zweistufigen Polyethylenglykol (PEG) Bädern konserviert. Da das Konservierungsmittel PEG aber Eisen angreift, wurden die originalen Eisennägel entfernt und separat konserviert. Die Bremer Kogge lag im zusammengesetzten Zustand im Konservierungsbad, daher kamen zum Halt hölzerne Dübel und bei der Aufstellung im Museum Stahlschrauben zur Anwendung, um die Konstruktion zu halten.

Holznagel, Holzdübel der "Bremer Kogge"

Der Holznagel wurde bei der Bergung der „Bremer Kogge“ in den 1960er Jahren aufgefunden. Die handgefertigten Holznägel wurden zahlreich aufgefunden. Sie verbanden die Planken mit den Spanthölzern. Pro Spant und Planke wurden zwei Nägel eingeschlagen, das überstehende Ende wurde abgesägt. Nicht alle aufgefundenen Holznägel wurden mit PEG konserviert. Dieser Holznägel bleibt zu Demonstrationszwecken unkonserviert, so kann ein Vergleich zwischen konserviert und nicht konserviert vorgenommen und gezeigt werden. Um den Holzdübel zu erhalten wurde er im Deutschen Schiffahrtsmuseum gefriergetrocknet.

Tauwerkprobe der "Bremer Kogge"

Die Tauwerkprobe wurde in den 1960er Jahren mit der „Bremer Kogge“ in der Weser bei Bremen gefunden. Die Probe besteht aus dem organischen Material Hanf. Das Material hat die Jahrhunderte im Wasser nicht gut überstanden. Es sind nur Fragmente der Taue erhalten. Bis heute sind Taue unverzichtbar für die Bedienung großer Segelschiffe. Es handelt sich bei dem Tauwerk der „Bremer Kogge“ um den sogenannten Kardeelen, also um geschlagenes Tauwerk mit drei rechts herum gedrehten Strängen.

Tierhaar-Kalfatmasse

Bei der 1962 in Bremen gefundenen „Bremer Kogge“ aus dem 14. Jahrhundert, waren die Zwischenräume zwischen den Planken und der Außenhaut mit Kalfatmasse abgedichtet. Die Kalfatmasse besteht aus einer Tierhaar-/ Teermischung. Zur Konservierung wurde die Masse im Deutschen Schiffahrtsmuseum gefriergetrocknet.

Kalfatleisten

Bei der Bergung der „Bremer Kogge“, wurden am Schiffswrack auch zahlreiche Kalfatleisten gefunden und geborgen. Die Kalfatleisten dienten der Sicherung der Kalfatmasse in den Fugen. Darüber sicherten dann die Kalftklammern das Ganze

Juffern der "Bremer Kogge"

Die Juffern aus dem 14. Jahrhundert wurden in den 1960er Jahren am Fundort der "Bremer Kogge" aus der Weser geborgen. Mit Juffern wurden die Wanten – Stütztaue am Mast – festgespannt. Dazu wurden die Juffern an jedem Want paarweise übereinander angeordnet. Dann wurde ein Tau ähnlich einer Schuhbindung mehrfach durch die Löcher geführt und straff durchgeholt. Durch die Kerbe der Juffer lief das untere Ende des Wants. Das obere Ende war am Mast befestigt.

Eichenholzfass mit Deckel

Das Eichenholzfass aus dem 14. Jahrhundert hat einen Rauminhalt von rund 100 Litern. Es wurde vor 1380 gefertigt und 1962 mit der „Bremer Kogge“ in der Weser bei Bremen gefunden. Das Fass enthielt Reste von Nadelholzteer. Es wurde ohne originalen Fassreifen aufgefunden. Bei den Fassreifen aus vier Weidenzweigen handelt es sich um eine Rekonstruktion aus den 1980er Jahren. Im Deckel findet sich eine eingeritzte Haus- oder Eigentumsmarke eines Kaufmanns oder Handelshauses.

Schiffstoilette der "Bremer Kogge"

Dies ist die Schifftoilette der „Bremer Kogge“. Mit der Datierung auf 1380, ist sie die bisher älteste erhaltene Schiffstoilette. Sie wurde in den 1960er Jahren mit der „Bremer Kogge“ geborgen. Wie fast alle Teile aus Holz, wurde auch dieses Objekt in zweistufigen Polyethylenglykol(PEG) Bädern konserviert. Die Aussparung im vorderen Teil, soll die Benutzung für vorwiegend männliche Personen vereinfachen. Mit einem Durchmesser von 26cm, liegt die Sitzöffnung dieser Schiffstoilette über dem Durchschnittswert von heutigen Toilettenbrillen. Auf der Steuerbordseite des Achterkastells der „Bremer Kogge“ war ein Ausschnitt für die Toilette so angebraucht, dass die Notdurft direkt ins Wasser fallen konnte. Nur der Schiffsführer und die mitfahrenden Kaufleute hatten vermutlich Zugang zu dieser Toilette.

Nadelholzteerprobe im Glaszylinder

Die Teerprobe stammt aus einem Holzfass, welches bei der Bergung der „Bremer Kogge“ in den 1960er Jahren gefunden wurde. Das Fass brach bei der Bergung auseinander und der Teer lief aus. Diese Probe konnte aufgefangen werden und blieb somit für die Forschung erhalten. Dass es sich bei dieser Probe um Nadelholzteer, einem Zerfallsprodukt von Birken-, Kiefern- oder Fichtenholz, handelt zeigte eine Untersuchungen an der Universität Hamburg, Bereich Holztechnologie und Holzchemie. Nadelholzteer wird gewonnen wenn Holz unter Luftabschluss erhitzt wird und sich zersetzt. Das Holz zersetzt sich in die Stoffe Holzkohle, Holzessig, Holzgas und eben Holzteer. Kühlt der anfangs gasförmige Teer ab, wird er zähflüssig. Diese zähflüssige Masse eignet sich im Schiffbau als Dichtmittel und Schutzanstrich gegen Fäulnis. Zur Abdichtung der Rumpfschale wurde Moos in Teer getränkt. Bis in das 19. Jahrhundert fand Holzteer im Schiffbau Verwendung. Bei den Untersuchungen im Rahmen des Wiederaufbaus der Kogge im DSM fanden sich Teerspuren in den Laschen und Überlappungen der Außenhautplanken und zwischen Spanten und der Außenhaut. Auf der Oberfläche des Schiffrumpfes, fand man keine Teerrückstände. Auch dies ist ein Indiz, dass die Kogge bei ihrem Untergang noch nicht fertig gestellt war.

Nierendolch

1962 wurde bei Baggerarbeiten in der Weser bei Bremen die „Bremer Kogge“ entdeckt und in den folgenden Jahren geborgen. Bei der dritten Bergungsaktion kam auch dieser sogenannte „Nierendolch“ zum Vorschein. Aufgrund der runden nierenförmigen Ausstülpung am Griffende, wird der Dolch als „Nierendolch“ bezeichnet. Die Ausstülpung dient als Schutz der Hand vor gegnerischen Hieben. Gerade in Gebieten der Hanse sind Nierendolche im späten Mittelalter weit verbreitet. Die Klinge aus 11 Lagen dünner Bleche, 8 aus Eisen und 3 aus Messing, ist im Querschnitt dreieckig. Zur Stabilität wurde die poröse Spitze nach der Bergung mit Kunststoff ergänzt. Die untere (klingenseitige) dickere Eisenlage hat an beiden Seiten eine rechteckige Verlängerung, die rechtwinklig zur Klinge hin umgebogen ist. Wahrscheinlich griffen die beiden Haken über den Rand der Dolchscheide. Mit vier von der Klingeseite her eingeschlagenen Nägeln ist der Holzgriff an der Heftplatte befestigt. Der Griff mit den Ausstülpungen ist insgesamt phallusförmig gestaltet.

Kalfatklammern (Sinteln)

Diese Kalfatklammern, die auch Sinteln genannt werden, wurden in den 1960er Jahren bei der Bergung der „Bremer Kogge“ gefunden. Kalfatklammern dienten zum Befestigen der Kalfatleisten und der Kalfatmasse. Mit der Kalfatmasse wurden die Zwischenräume der einzelnen Planken wasserdicht abgedichtet und auch bauzeitliche Risse in den Planken verschlossen. Beim der Rekonstruktion der Kogge zeigte sich, dass auch Holz minderer Qualität verwendet wurde. Die Form datiert die Klammern in das 14. Jahrhundert.

Schiffszimmermannswerkzeug Axt

Diese Axt wurde in den 1960er Jahren mit der „Bremer Kogge“ aus dem 14. Jahrhundert gefunden. Äxte wurden im mittelalterlichen Schiffbau genutzt, um die Schiffshölzer passend zu bearbeiten. Ein vermutlich gehärtetes, separat bearbeitetes Eisenstück wurde für die Schneide der Axt angeschmiedet. Das Öhr und die Klinge hingegen sind aus einem Stück geschmiedet. Wie für eine Axt typisch, wurde sie längsgeschäftet.

Schiffszimmermannswerkzeug Dechselhammer

Dieser Dechselhammer wurde bei der Bergung der „Bremer Kogge“ in den 1960er Jahren gefunden. Das Werkzeug konnte als Dechsel, wie auch als Hammer verwendet werden, um Schiffshölzer passend zu arbeiten. Der aus einem Stück gefertigte Kopf, wurde zur Dechselschneide flach ausgeschmiedet. Nachträglich wurde das runde Schaftrohr angeschweißt.

Sedimentprobe Fundort "Bremer Kogge"

Bei der Bergung der „Bremer Kogge“ in den 1960er Jahren, wurden diese 4 Sedimentproben entnommen. Um die ursprünglichen Schichten genau rekonstruieren und analysieren zu können, werden bei archäologischen Ausgrabung häufig Bodenproben entnommen. Bei der Entdeckung und nachfolgenden Ausgrabung zeigte sich, dass die Kogge von Sand und Klei bedeckt war. Diese Schutzschicht schütze das Schiff vor der Zerstörung durch Umgebungseinflüsse.

Schnürschuh

Dieser Schnürschuh wurde am 20. Oktober 1962 in der Uferböschung nahe der Fundstelle der „Bremer Kogge“ aufgefunden. Die fehlende Sohle wurde am 5. Dezember 1962 im Inneren des Schiffes entdeckt. Der Schnürschuh ist aus glattem Rinderleder mit einfacher Sohle gefertigt und wurde wohl mit Pflanzenbast genäht. Er hat eine trapetzförmiger Fersenkappe und eine Schaftrandeinfassung. Die Schaftrandeinfassung besteht aus 5 Paar senkrechten Schlitzen, die gleichmäßig angeordnet sind. Durch die Schlitze ist ein Lederband einmal um den oberen Schuhrand geführt, mit dem wurde der Schuh über dem Rist gebunden. Der für den rechten Fuß gefertigte Schuh, weist starke Gebrauchs- und Abnutzungsspuren auf. Die Größe entspricht der heutigen Schuhgröße 40/41. Im skandinavischen und mitteleuropäischen Raum gibt es diverse weitere Vergleichsfunde. In Bremen wurde kein weiteres vergleichbares Exemplar gefunden. Mittelalterliche Schuhe, wie dieser, wurden auf links über eine Leise gearbeitet. Die Redewendung: „Umgekehrt wird ein Schuh daraus“ stammt von dieser mittelalterlichen Fertigungsart. Sobald der Schuh fertig war, wurde er gewendet.

Ruderöse

Eine von zwei bei der „Bremer Kogge“ in der Weser bei Bremen aufgefundenen Ruderösen. Um das Ruder zu fixieren wurden 4 Ösen benötigt. Eine Öse besteht aus einem kurzen Rohr, an das eine massive Klammer angeschmiedet ist. Die rechteckigen Eisenplatten der Klammern umfassten den Achtersteven. Am Ruderblatt müssen abwärts gerichtete Zapfen vorhanden gewesen sein, mit denen das Blatt am Steven eingehängt wurde. Diese Ruderöse ist weitgehend unversehrt, während die zweite Öse in zwei Teile zerbrochen ist. Die Ösen wurden vor 1380 hergestellt.

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