Als der Pharao in Ägypten die Tötung aller männlichen Nachkommen der Israeliten anordnete, wurde Moses von seiner Mutter in einem Weidenkorb auf dem Nil ausgesetzt. Ihre Schwägerin Miriam aber versteckte sich am Ufer und beobachtete, wie die Tochter des Pharao und deren Dienerinnen den Knaben fanden. Miriam schlug der Pharaotochter vor, das Kind zu einer jüdischen Amme zu bringen und führte über diese List Mutter und Kind wieder zusammen (Ex 1–10). Friedrich Overbeck vereint in seiner Komposition die Findung des Knaben und seine Rückkehr zur Mutter und bezog sich darin auf Raffaels Rettung Moses’ in den Loggien des Vatikans von 1519. Ohne selbst von der Mutterschaft zu wissen, verweist die Pharaotochter mit ihrer verbindenden Geste auf die zentrale Mutter- Kind-Beziehung. Ebenso wie das weiße Tuch auf dem Schoß der Mutter, das mit dem weißen Tuch im Weidenkörbchen korrespondiert. Der Lübecker Senatorssohn Overbeck war das geistige Haupt der Nazarener, die in Anlehnung an die christliche Kunst des Mittelalters und der Renaissance die religiöse Malerei zu erneuern suchten. Das Bremer Bild wurde 1821 von Johann Heinrich Albers, dem Mitbegründer und Mäzen des Kunstvereins, direkt beim Künstler in Auftrag gegeben.
de